Erläuterungen zur Partitur von „Prometeo“ von Luigi Nono

André Richard, Villars-le-Grand, Schweiz

Seit Ende der 1970er Jahre zielte die kompositorische Arbeit Luigi Nonos auf ein musiktheatralisches Werk „Prometeo“, das am 25.9.1984 in Venedig zu einer weltweit beachteten Uraufführung gelangte. Ein Jahr später wurde in Mailand eine zweite Fassung aufgeführt. Sie besteht aus neu komponierten und eingreifend revidierten Teilen der Erstfassung und war Grundlage für alle weiteren Aufführungen, die zunächst vom Komponisten selbst geleitet wurden. Von grundlegender Bedeutung ist für den Prometeo gemeinsam mit den beteiligten Sängern und Instrumentalisten, die Live-Elektronik des damaligen Experimentalstudios des SWR. Alle live erzeugten und in der Partitur festgelegten Klänge werden live-elektronisch ergänzt, transformiert und im Raum verteilt. Doch die Partitur selbst enthält nur spärliche Angaben für diese Live-Elektronik; sie sind durch den Komponisten hauptsächlich während der langen Proben für die UA ausgearbeitet, recht eigentlich komponiert worden.

Seit dem Tode des Komponisten war André Richard (von 1989 bis 2005 Leiter des Experimentalstudios) allein für die Live-Elektronik und dafür verantwortlich, dass bei „Prometeo“ die Intentionen des Komponisten peinlich genau befolgt wurden. Diese besondere Aufführungspraxis beinhaltete auch spezifische vokale wie instrumentale Spielweisen ausgewiesener und mit Nonos Werken eng verbundener Interpreten.

In der von der Ernst von Siemens Musikstiftung unterstützten Ausgabe wird nun von André Richard ein Text erarbeitet, der zukünftige Aufführungen gemäß den Intentionen Luigi Nonos und seiner zentralen „Tragedia dell’ascolto“ Prometeo auch dann ermöglicht, wenn die seit der UA dieses Werkes beteiligten Interpreten nicht mehr zur Verfügung stehen. Zudem soll eine – auch im Notentext selbst – revidierte Partitur desPrometeo, die dann mit den unverzichtbaren Ergänzungen für die Live-Elektronik versehen ist, in digitaler Form der Buchpublikation dieses Forschungsprojekts beizulegen. Musikwissenschaftliche Begleitung erfährt das Projekt durch Prof. Dr. Jürg Stenzl (Salzburg) sowie Dr. Carola Nielinger-Vakil (London).

Januar 2014 – November 2015
Villars-le-Grand, Schweiz 

Weitere Information:
www.experimentalstudio.de