Arditti Quartett

Aus der Laudatio von Heinz Josef Herbort:

Zum ersten Mal wird der Ernst von Siemens Musikpreis nicht einer Einzel-Persönlichkeit verliehen, sondern einer Künstler-Gemeinschaft. Wir dürfen darin gleich ein erstes Signal erkennen: eine Geste nicht unbedingt und ausdrücklich gegen das schöpferische Individuum, das für gewöhnlich im Zentrum unserer musikalisch-aktiven Ereignisse wie passiven künstlerischen Erlebnisse steht, aber doch ein nicht zu übersehendes und eindeutiges Bekenntnis zu der für diese Ereignisse wie Erlebnisse existentiellen Idee eines gemeinsamen Musizierens, also zu der für die Musik notwendigen Praxis des kreativ-tätigen Miteinanders.

Ohne die Ensemble-Kultur wäre der überwiegende Teil unseres Musiklebens nicht oder nur kaum denkbar. Gleichviel steht jedes noch so bedeutsame künstlerische Kollektiv bei uns — und darin sind wir immer noch sowohl Kinder des "Sturm und Drang" als auch Adepten Nietzsches — im Schatten des herausragenden Einzelnen, des Ausnahmemenschen, für den Aufklärung wie Romantik den Begriff "Genie" einengten, während unser weit schwächeres anglophiles Paradigma sich den Begriff des "Stars" ausgeliehen hat. Selbstverständlich ist ein jeglich Ensemble nicht lebensfähig, wäre in Sonderheit das Arditti String Quartet überhaupt nicht vorstellbar ohne die künstlerische Qualität und Kompetenz seiner vier Individuen. Aber auch diesmal gilt der nichtmathematische Satz, daß das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile.