Gidon Kremer

Aus der Laudatio von Manfred Gräter:

Kremers stets präsente Neugier und sein hochsensibler Widerstand gegenüber allem Eingefahrenen gehen auch bei der Werkauswahl seiner Konzerte keine Kompromisse ein. Er fordert sein Publikum mit unbequemen Programmen, die das Zeitgenössische ebenso konsequent einbeziehen wie Unbekanntes oder Vernachlässigtes aus den Randzonen des historischen Repertoires. Und sollte gelegentlich Vertrautes in dieser Umgebung auftauchen, so ist mit Bestimmtheit damit zu rechnen, daß eingefahrene Hörerwartungen zugunsten neuer, schlüssiger Interpretationskonzepte in den Hintergrund gedrängt werden. Kremer hat diese Strategie übrigens von Anfang an zielstrebig verfolgt, nicht erst ab einem Zeitpunkt, da ihm der sogenannte Marktwert und ein erspieltes Renommee ohnehin den Luxus ermöglichten, eigene Vorstellungen gegenüber Veranstaltern und dem Publikum durchzusetzen.

Aus Gidon Kremer: Kindheitssplitter. München. 1993

Mein Leit- und Leidbild war die Geige: auf ihr lernte ich mit der Zeit, meine Einsamkeit, meine Träume, meine Verletzungen und meinen Humor in Musik zu verwandeln. In ihr suchte ich meinen Ton, meine Stimme, meine Musik.